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IG Metall-Mitglieder mischen sich ein

Angestellte als Machtfaktor

16.01.2017 I Zum Jahresauftakt empfing das Angestellten-Netzwerk MEO Professor Dr. Thomas Haipeter. In seinem Referat gab er Anregungen für eine weiter wachsende Interessenvertretung mit und für Angestellte.

Essen, 14.1.2016: Haipeter, Uni Duisburg-Essen, stellt sein Forschungsprojekt über neue Initiativen von Industrieangestellten in der Interessenvertretung vor. Nach den Daten des Mikrozensus ist das Verhältnis zwischen Arbeitern und Angestellten inzwischen ausgeglichen. Ausgehend von 1999, da war das Verhältnis noch 60/40 zugunsten der gewerblichen Beschäftigten. Das ist die Herausforderung für die Industriegewerkschaften, denn einerseits denken Angestellte eher individueller, darüber hinaus sind Angestellte auch oft in Führungsfunktionen. Zusammengefasst: Hohe Primärmacht der Angestellten, geringere Bindung an Sekundärmacht.

Jahresauftakt des Angestellten-Netzwerks

Daraus ergeben sich die Herausforderungen für die Interessenvertretung. Denn Angestellte haben andere Ansprüche. Neben einer höheren Karriereorientierung identifizieren sie sich oft auch stärker mit ihrer Arbeit. Angestellte tendieren erst einmal dazu, ihre Interessen selbst durchzusetzen, bevor sie sich kollektiven Interessenvertretungen zuwenden.

Die Gewerkschaften reagieren seit einigen Jahren auf diesen Trend. So waren Tarifabweichungen der erste Schritt zur stärkeren beteiligungsorientierten Gewerkschaftsarbeit. In einem zweiten Schritt haben die Gewerkschaften politische Themen wie „Besser statt billiger“ in die Betriebe gebracht, um die Angestellten qualifiziert in die Gewerkschaftsarbeit einzubeziehen.

Claudia Wiegand und Marco Schlesier stellen den Tagungsablauf vor

17 Fallstudien innerhalb der Organisationsbereiche der IG Metall und IG BCE, um die Unterschiede zwischen den Interessen von Angestellten und gewerblichen Arbeitnehmern zu ermitteln. Die Ergebnisse wurden insgesamt aus 1200 ausgefüllten Fragebögen ermittelt. Betriebsgrößen zwischen 90 – 3000 Betriebe.

Auch die außertariflichen Angestellten (AT-Angestellte) wurden in die Befragung einbezogen. Aufgefallen ist, dass AT-Angestellte im unteren Bereich oft als „Schein-ATler“ bezahlt werden. Mit dem Wechsel in den AT-Vertrag steigen in der Regel die Arbeitszeiten, die Tarifgehälter werden so oft unterschritten. Der Entgeltabstand sollte immer bezogen auf die tatsächliche Arbeitszeit errechnet werden. Hier entsteht ein weiteres Handlungsfeld für die Gewerkschaftsarbeit.

Angestellte als Machtfaktor lautet das Buch zum Thema

Grundsätzlich sind AT-Beschäftigte nicht gegen kollektive Initiativen wie Betriebsräte und Gewerkschaften. In einer Befragung lag der Anteil der Angestellten, die einen Betriebsrat für unnötig halten, bei weniger als 1/5. Auf die Frage, ob ein Betriebsrat notwendig sei, antworteten über 90 % der Angestellten, dass sie einen Betriebsrat für notwendig erachten, obwohl sie zunächst lieber erst selbst ihre Belange regeln.

Punkten können Angestellteninitiativen und Gewerkschaften mit Unterstützung der Angestellten mit „Hilfe zur Selbsthilfe“, damit Angestellte ihre Individualität wahren. Durchaus gibt es noch Berührungsängste zwischen gewerblichen Interessenvertretern und Angestellten. Kommunikationshürden gilt es mit Hilfe von Projekten zu überwinden. Darin liegt die Chance für die Einbeziehung von Angestellten, so Haipeter mit seiner Schlussbotschaft.

Viele Themen und Diskussionen auf dem Neujahrsempfang

Angestellte als Machquelle, ein Buch, das Haipeter in Kooperation mit Tabea Bromberg und Christiane Slomka veröffentlicht hat.

Nach dem Vortrag wurden Themen für die zukünftige Arbeit des Netzwerks gesammelt und in den Workshops vertieft.

Für alle Angestellten, die nun neugierig geworden sind und an den weiteren Veranstaltungen des Netzwerks teilnehmen möchten. Der nächste Termin wird in Kürze auf dieser Website bekannt gegeben.

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Bericht und Fotos: Alfons Rüther