Inhalt

Betriebsräte erinnern an Stiftungs-Kodex

Mahnwache vor dem Thyssen-Krupp-Stammhaus

Stahl-Fusion zwischen Thyssen-Krupp und Tata gefährdet 4.000 Arbeitsplätze. Konzernbetriebsrat und IG Metall rufen zur Mahnwache am 104. Geburtstag von Berthold Beitz auf.

Essen, 26.9.2017: Zum 104. Geburtstag von Berthold Beitz mobilisieren Betriebsräte und Konzernbetriebsrat zur Mahnwache vor dem Stammhaus in Essen. Die Einheit des Konzerns und ein gutes Verhältnis zu den Mitarbeitern stellte Beitz immer in den Vordergrund. Das ist vorbei, befürchtet Wilhelm Segerath, Konzernbetriebsrats-Chef bei Thyssen-Krupp. Mit der Stahl-Fusion zwischen Thyssen-Krupp und Tata stehen nicht nur 4.000 Arbeitsplätze sondern auch die Montanmitbestimmung auf den Spiel, so Segerath im Interview. Der neue Stahlkonzern soll von Amsterdam aus gelenkt werden.

Abendstimmung bei der Mahnwache vor dem Krupp-Stammhaus in Essen

Wilhelm Segerath, Konzernbetriebsratsvorsitzender
Die Montanmitbestimmung ist eine Besonderheit in der Bundesrepublik. Sie sichert den Beschäftigten im Aufsichtsrat eine Parität bei der Mitbestimmung zu. Bei einem Joint-Venture von Tata und Thyssen-Krupp würde die Konzernleitung in Amsterdam errichtet. So eine Holding ist dann den Stahlstandorten in Deutschland übergeordnet und der bestehende Schutz der Montanmitbestimmung wirkungslos. Unsere Aufsichtsräte würden zu Marionetten verkümmern, reklamiert Segerath.

Wenn sich der Vorstand durchsetzt, dann würde Thyssen-Krupp in zwei Konzerne aufgespalten. Der Industriekonzern mit seinen etwa 35.000 Beschäftigten in Deutschland würde seinen Firmensitz in Essen behalten. Der Stahlkonzern mit seinen noch 27.000 Beschäftigten würde dann als 50 prozentige Beteiligung geführt und von Amsterdam aus gelenkt.

Biker fahren zur Mahnwache nach Essen

Die Betriebsräte sind sauer auf den Vorstand. Durch industrielle Fehlplanungen wie das Stahlwerk in Brasilien haben Sie einen Schuldenberg von mindestens 8 Mrd. Euro angehäuft. Um diese Schulden abzubauen, sollen wieder 2.000 Arbeitsplätze in Deutschland und 2.000 Arbeitsplätze bei Tata im Ausland gestrichen werden. Kein Manager muss für diese Fehler zahlen, die Beschäftigten zahlen mit ihrem Arbeitsplatz.


Berhold Beitz: Betriebsräte bezweifeln, das der Vorstand sein Erbe bewahrt.
Zum 104. Geburtstag von Berthold Beitz erinnern die Betriebsräte an sein Erbe, immer für die Beschäftigten einzustehen und das Unternehmen als Ganzes zu erhalten. So wollten es die Gründer der Krupp-Stiftung. Dieser Kodex hat das Unternehmen dahin gebracht wo es heute steht. Die Betriebsräte fordern vom Vorstand, diesen Kodex zu bewahren und den Betriebsfrieden in einem gemeinsamen Unternehmen zu sichern.



Bericht und Fotos: Alfons Rüther, IG Metall Essen