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Das Netz der Solidarität

Jugend- und Auszubildendenvertreter mobilisieren für die Zukunft der jungen Generation

26.10.2017 I Wo es um die Zukunft der jungen Generation geht, sind sie ständig im Einsatz. Carolin Michels und Cosima Steltner sind Jugend- und Auszubildendenvertreterinnen bei Thyssen-Krupp in Essen. Ihnen ist wichtig, dass die Jugend eine faire Chance erhält.

Carolin Michels und Cosima Steltner bereiten ein Wochenendseminar vor
Bei uns geht es um viel, erklärt Carolin Michels, 24 Jahre. Wird Thyssen-Krupp mit Tata fusioniert, dann könnten viele Tätigkeiten entfallen. Die Chancen für die Neuen auf einen sicheren Arbeitsplatz verringern sich. Deshalb ist es wichtig, die Auszubildenden frühzeitig in die Mobilisierung einzubeziehen. „Jede Entscheidung des Arbeitgebers wirkt sich unmittelbar auf unsere Zukunft aus“, so Michels.

Ende September stürmten sie mit den Auszubildenden die Wirtschaftsausschusssitzung und konfrontierten den Arbeitgeber mit Zukunftsfragen. „Bei einer Fusion entstehen immer Synergieeffekte, so dass einer auf der Strecke bleibt“, befürchtet Steltner. Das Dienstleistungsgeschäft, welches in Essen für die Stahlbetriebe geleistet wird, wird irgendwo auch bei Tata geleistet. Wer bleibt am Ende übrig? Das sind die Sorgen der Jugend.

Bei der Mobilisierung nutzen sie jedes Mittel. So begeisterten sie die neuen Auszubildenden für ein Wochenendseminar. Die Neuanfänger folgten der Einladung Anfang Oktober ins IG Metall-Bildungszentrum Sprockhövel. Spielerisch zeigten Steltner und Michels, wie Mitbestimmung und Gewerkschaftsarbeit funktionieren.

Das Netz der Solidarität. Links werden die gewerkschaftlichen Errungenschaften von allen gehalten, rechts fallen sie herunter, sobald die Gemeinschaft zerbricht.

Große Anspannung und voller Einsatz, das war den beiden anzusehen. Es war das erste Mal, dass die Auszubildenden von Thyssen-Krupp ein Wochenende mit der IG Metall verbringen. Die 18-jährige Steltner reiste auch einen Tag vorher an, um alles vorzubereiten. Plakate malen und noch einmal den Ablauf mit den Teamern proben, damit nichts schiefgeht.

Ziemlich lange dauerte es, ein tragfähiges Netzwerk aufzubauen. Doch als die Jugend- und Auszubildendenvertreter die Fäden loslassen, fällt das Erreichte herunter. Die Auszubildenden schauen betroffen zu Boden, als die Errungenschaften aus dem Netz fallen. Die Übernahme, die 35-Stunden-Woche oder der Urlaubsanspruch sind gewerkschaftliche Errungenschaften, die nur halten, wenn sie von Gewerkschaftsmitgliedern getragen werden.

Krupp-Stammhaus in Essen
Bei Thyssen-Krupp geht es um die Mitbestimmung, und zwar die Montanmitbestimmung. Bei einer Fusion mit Tata ist diese in Gefahr, so Betriebsrat und JAV. Die Jugend übernimmt Verantwortung für ihre Zukunft. Eine neue Generation wächst heran, die um ihre Zukunft streitet.

Bericht und Fotos: Alfons Rüther, IG Metall Essen