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Aufsichtsrat muss durch Spalier laufen

An uns kommt ihr nicht vorbei

22.11.2017 I Essen: Durch einen Spalier protestierender Thyssen-Krupp-Arbeitnehmer mussten heute die Aufsichtsratsmitglieder laufen, um in den gut geheizten Konferenzraum in der Villa Hügel zu gelangen. Betriebsräte und Vertrauensleute unterstützen ihre Arbeitnehmervertreter, welche die Fusion mit Tata ablehnen.

Detlef Wetzel, Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat hatte es bereits angekündigt, dass die Arbeitnehmerseite keine Zustimmung für eine Fusion erteilt. Ziel der IG Metall ist es, verbindliche Garantien für die Beschäftigten zu erhalten.

Spalier laufen für den Aufsichtsrat. Protestierende Metaller vor dem Thyssen-Krupp Hauptquartier

Genau diese Garantien sieht Wetzel in Gefahr. Die Montanmitbestimmung ist wirkungslos, wenn die Konzernzentrale in Amsterdam angesiedelt wird. Dort gilt die Montanmitbestimmung nicht. Darüber hinaus soll Tata eine Liefermenge von 2,5 Millionen Tonnen Stahl zugestanden werden. Ein Duisburger Betriebsrat schätzt bei dieser Menge Indischen Stahls, dass weitere 10 % der heimischen Arbeitsplätze gefährdet sein könnten.

Die Betriebsräte bei Thyssen-Krupp sind besorgt. Tata müsste einerseits Schulden von Thyssen-Krupp übernehmen und könnte sich andererseits den Stahlmarkt für die indische Produktion erschließen. Dann, so die Sorge, würde Tata Zug um Zug die heimische Produktion herunterfahren und Standorte schließen. Das sei auch der Grund, so befürchten die Betriebsräte in Essen, dass der Arbeitgeber bisher keine ausreichenden Arbeitsplatzgarantien gegeben habe.

Hiesinger mit Pinocchio-Nase. Marionette oder der Lüge überführt? Das bleibt das Geheimnis des Zeichners.

Die Betriebsräte gehen davon aus, dass der Deal schon in einem Momorandum of Unterstanding, also einer einseitigen Willenserklärung von Thyssen-Krupp als geheimes Dokument verbrieft wurde. Sonst würden die Arbeitnehmervertreter in die Verhandlungen einbezogen. Die Protestschilder waren dann auch deutlich, Vorstandsmitglied Hiesinger mit Pinocchio-Nase. Offen bleibt, ob der Zeichner Vorstandschef Hiesinger der Lüge überführt oder gar als Marionette von Tata sieht. Das bleibt der Phantasie des Betrachters überlassen.

Arbeitnehmervertreter und IG Metall wollen den Protest fortsetzen. Morgen schon am Stahlwerk in Andernach.

Bericht: Alfons Rüther, IG Metall Essen, Fotos: Stefan Seifen und Alfons Rüther